Wie wir mit der Suche nach Fehlern unsere Zeit verschwenden
Ob in der Arbeit, im Privatleben oder auf der Universität: jedem ist schon irgendwann einmal ein Fehler passiert. Genauso jedem ist irgendwann einmal schon ein Fehler aufgefallen. Schuld sind dabei meistens im ersten Moment die Anderen. Die Suche nach einem Schuldigen raubt dabei oft viel Zeit und sehr wertvolle Energie. Ein Begriff, der mir dazu oft einfällt: OVERTHINKING. Wir verschwenden wertvolle Zeit damit, nach Fehlern und deren Ursachen zu suchen.
Bevor ich einen Schuldigen suche, überlege ich mir lieber, wie ich das Problem am schnellsten lösen könnte.
Als ich letztes Jahr mit meinem fertigen Bachelor vor einem Scherbenhaufen an Arbeitserfahrung stand, habe ich vor allem nach einer Sache gesucht: jemanden oder eine Sache, die Schuld daran ist, wie die Vergangenheit gelaufen ist. Dabei verschwenden wir Zeit obwohl wir noch nicht bedacht haben:
Was, wenn es gar keinen Schuldigen gibt? Was, wenn etwas einfach so ist, wie es ist?
Wir gehen auf Ursachenforschung, weil niemand selbst gerne Fehler macht. Fällt uns etwas auf, was schiefgelaufen ist, wollen wir in erster Linie einmal absichern, ob wir selbst den Fehler gemacht haben. Wenn der Fehler nicht von uns selbst kommt, wollen wir gleich klarstellen, dass wir „etwas nicht waren“ oder „keine Schuld daran haben“ – schließlich will niemand von uns in ein negatives Licht gerückt werden. Dabei ist die Suche nach Fehlern oft sehr aufwändig – wir verschwenden wertvolle Zeit oft mit Themen, bei denen es gar keine Ursache gibt. Außerdem ist es menschlich, Fehler zu machen – die Zeit könnten wir also längst für wertvollere Dinge nutzen! Weil es oft völlig egal ist, warum etwas passiert oder so ist, wie es gerade ist.
Es fällt uns schwer zu akzeptieren, dass etwas ohne Grund passiert. Wir brauchen etwas, woran wir uns anhalten können - so sind wir gepolt. Es ist wichtig, von der Ideologie loszulassen, dass es immer für alles einen Grund gibt!
Um nicht mehr so viel Zeit mit Ursachenforschung zu verbringen, überlege ich mittlerweile sehr genau, ob es nicht einfacher wäre, einen Fehler einfach auszubessern oder eine Situation ohne weiteres Nachdenken einfach so zu akzeptieren, wie sie gerade ist.
Was hilft es eigentlich, einen Schuldigen oder einen Grund für eine Sache zu finden?
Die zentrale Frage dabei ist es, was es mir bringt, einen Schuldigen zu finden? Was bringt es mir beispielsweise zu wissen, wer einen Fehler gemacht hat? Ich rede hier natürlich von Lappalien – nicht von beträchtlichen Schäden die eine Existenz beeinflussen könnten.
Gerade kleine Fehler und Geschehnisse lassen sich schnell ausbessern. Wir verschwenden aber gerade hier unfassbar viel Zeit damit, erst einmal herauszufinden, wo der Grund für etwas liegt. Eine Situation einfach so zu nehmen wie sie ist, wäre oft die effizientere Variante!
Ein paar Fragen, die ich mir manchmal stelle, bevor ich auf „Ursachenforschung“ gehe oder mich zu lange mit einer Situation beschäftige:
- WAS ist passiert?
- Wie hoch ist der Schaden?
- Ist es von Relevanz, wie diese Situation zu Stande gekommen ist?
- Lohnt es sich, der Sache auf den Grund zu gehen, oder ist es effizienter, das Bestmögliche aus der Situation zu machen?
- Ist ein Fehler schon öfter passiert? (Wiederholungsfehler sollten sehr wohl beachtet werden)
Diese Fragen habe ich mir tatsächlich gestellt, als ich damit aufhören wollte, andere für etwas zu verurteilen. Mittlerweile beantworte ich mir diese Fragen ganz intuitiv – ich bewerte Situationen anders als früher.
Ein Punkt, der diesbezüglich noch wichtig ist:
Keine Angst vor Fehlern! Ich kenne niemanden, der einen Fehler mit Absicht macht! Und wenn du keine Angst mehr davor hast, Fehler zu machen wirst du auch weniger Zeit damit verbringen, die Ursache für einen Fehler zu suchen.
Wenn man selbst keine Angst mehr vor Fehlern hat, wird einem mit der Zeit auch egal, wer einen Fehler gemacht hat. Niemand von uns ist perfekt – und solange sich die Dinge im Normalbereich aufhalten, brauchen wir nicht unnötige Zeit damit verschwenden, irgendwelchen Dingen auf den Grund zu gehen, die am nächsten Tag sowieso keinen mehr interessieren.
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